Phänotypisierung & Zuchtwertschätzung, Fortsetzung

Beispiel: In einem Gewächshausversuch mit mehr als 800 Pflanzen wurden mehr als 40 Zuchtlinien inklusive der Kontrolle (jeweils in mehrfacher Wiederholung) einem mittleren Stress ausgesetzt. Die hyperspektralen Signale der Pflanzen wurden mit Hilfe der Plant Probe innerhalb eines Tages erfasst. Die Pflanzen waren in der Mitte der Entwicklung, aber leichte stress- und zeitbedingte Seneszenzerscheinungen waren zu beobachten.
Die mittleren Scores der Diskriminanzanalyse weisen wie üblich eine hohe Varianz aus, aber sowohl der mittlere Stresseffekt (X-Achse) als auch der Züchtungseffekt (Y-Achse) lassen sich darstellen. Es zeigt sich eine deutliche Genotyp/Stressinteraktion. In der stressfreien Variante unterscheidet sich das Mittel der erzeugten Linien von der Kontrolle, in der Stressvariante überlagert der Stressfaktor den genetischen Effekt.

Überblick der Linienperformance auf der Basis hyperspektraler Vergleiche der Vektorposition, bzw. -länge
Spektrum | Vektororientierung | Erläuterung |
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Kein genetischer Unterschied zur Kontrolle, Response zum Stress erhöht (Vektorlänge der Zuchtlinie > als der der Kontrolle). |
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Genetischer Unterschied zur Kontrolle ist sehr hoch, Response zum Stress in etwa der Größenordnung der Kontrolle. |
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Extrembeispiel, Linie phänotypisch extrem verschieden von der Kontrolle, Stresstoleranz sehr hoch, gute Performance in wichtigen Zuchtmerkmalen. Eignung zur Weiterzucht ist aufgrund der abweichenden Phänologie wahrscheinlich nicht gegeben. |
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Extrembeispiel, schlechteste Performance in allen Merkmalen, phänologisch unzureichend. |
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Genetische Distanz sehr hoch, aber 30%ige schlechtere Performance bezüglich des Stresses. |
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Genetische Lage ideal zum Grenzbereich, Stresstoleranz um 20% verbessert. |
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Kein genetischer Unterschied, Stressanfälligkeit sehr hoch |
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Interessante Linie, geringste Response bezüglich des induzierten Stresses. Vektor liegt am Grenzbereich. Mittlere Signaturen befinden sich im unteren Bereich des Konfidenzbandes. |
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Große Abweichung von der Kontrolle, Stressresponse ist überproportional stark |
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Kein genetischer Unterschied, Linie sehr ähnlich der Kontrolle. |
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Ein weiteres Beispiel für einen der Bestperformer, Verktorlage im interessanten Grenzbereich, Vektorlänge um 50% kleiner als im Vergleich zur Kontrolle. |
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Ebenfalls interessant, aber eine leicht schwächere Performance als die vorherige Linie, wobei beide Linien einen genetisch ähnlichen Ursprung haben. |
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Auch diese Linie zeigt einen deutlichen Züchtungsfortschritt hinsichtlich des induzierten Stresses, Vektor ist kürzer als der der Kontrolle, Position ist im interessanten Grenzbereich. |
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Beispiel für eine Fehlentscheidung: Auf den ersten Blick erscheint die Linie sehr interessant, sehr kleiner Stressresponsevektor, auch die Position außerhalb des Vertrauenskreises deutet auf einen Fortschritt hin. Tatsächlich hat die "klassische" Merkmalsauswertung keinen Unterschied zur Kontrolle ergeben. |
Zusammenfassung
Auch wenn die hyperspektralen Signaturen scheinbar keine großen Unterschiede aufweisen, gelingt über die Auswertemethode eine Spreizung hinsichtlich des Zuchtziels. Über die Distanzebenen lassen sich sowohl die stressrelevanten Unterschiede, als auch die genetische Änderungen bildhaft und vergleichbar darstellen. Da die gewählten Zuchtlinien meistens aufgrund entsprechender QTLs ausgewählt und zur Kreuzung verwendet werden, wird vermutet, dass direkte Korrelationen zwischen den hier ermittelten Parametern, bzw. Distanzen und den QTLs möglich sind.
Für das hier vorgestellte Beispiel der Merkmalsidentifizierung liegt die Güte entsprechend einer richtigen Entscheidung bei fast 80%
Klassifikation | Wahr | Falsch |
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keine Unterschiede | 25 | 6 |
Unterschiede | 14 | 5 |
1Daten erhoben im Rahmen eines Versuches des MPI PZ Köln, Dr. I. Schmalenbach, durchgeführt am Campus Klein Altendorf der Universität Bonn