Grundlegende Empfehlungen für die Messung mit hyperspektralen Sensoren im
Versuchswesen
Die hohe Sensitivität hyperspektraler Messungen reagiert auf kleinste Änderung im optischen Signal, was zu
einigen Problemen führen kann. Neben dem regelmäßigen und nicht zu unterschätzenden Kalibrieren (Weißstandard) und
dem ausreichenden Aufwärmen des Sensors, haben wir im Folgenden
unsere Erfahrungen im Umgang mit hyperspektralen Messungen kurz zusammengefasst und
die folgenden Empfehlungen für eine erfolgreiche und schnelle
Versuchsdurchführung abgeleitet.
Um inkorrekte Interpretationen der Ergebnisse zu vermeiden, müssen einige
Varianzursachen, wie rechts dargestellt, minimiert werden, damit der versuchsbedingte Unterschied nicht
von Messfehlern überlagert wird.
Wir empfehlen für Gewächshausversuche die direkte Kontaktmessungen am Blatt/Gewebe mit
entsprechender Eigenbeleuchtung (Plant Probe), da hierbei Spektren mit
niedrigem Rauschen gewonnen werden und Schattenwurf vermieden wird. Diese
Geräte bilden die mittlere hyperspektrale Signatur einer kleinen Fläche des
gescannten Objekts/Blatts ab. Man erhält das "sauberste" Spektrum, und die
Statistik fokussiert auf den Behandlungseffekt und nicht auf Signalstörung
oder ähnliches.
Plant Probe
Die hier vorgestellte Methode benötigt eine gewisse Anzahl von Stichproben,
bedingt durch die Anzahl der Parameter, die aus den Spektren geschätzt werden
müssen. Der Stichprobenumfang hängt nicht nur vom Versuchsdesign ab, sondern u.a. auch vom Wellenlängenbereich des verwendeten
Sensors ab. Je größer der Wellenlängenbereich, desto mehr Stichproben/ Wiederholungen
müssen genommen werden. Im Allgemeinen empfehlen wir für die Versuchsplanung eine ausreichende Anzahl
von Wiederholungen für jede Faktorstufe, d.h. auch für die Kontrolle. Das Problem der Wiederholungen,
insbesondere für die Kontrollpflanzen oder -sorten, sollte nicht unterschätzt
werden. Es ist besonders wichtig, die Kontrollen gleichgewichtet zu den
Behandlungsstufen aufzustellen.
Bei der Wahl des Ausgangsmaterial sollte auf eine gewisse Homogenität
geachtet werden, da es, insbesondere bei vorliegenden Wechselwirkungen,
zu signifikanten Unterschieden kommen kann, aber der gesuchte Behandlungseffekt
durch die Interaktion maskiert wird.
Wiederholte Messungen an einem Objekt, z.B. mehrere Messungen an einem
Blatt, oder verschiedene Blätter einer Pflanze, sind notwendig und ausdrücklich
empfohlen, auch wenn es sich nur Pseudowiederholungen handelt und der Datensatz
künstlich aufgeblasen wird. Diese Pseudowiederholungen beinhalten zwei Vorteile:
sie berücksichtigen die Individuenvarianz und Unterschiede in den Blättern, die
nicht durch die Behandlung verursacht wurden (und davon gibt es jede Menge). Diese
Unterschiede gleichen sich im Mittel wieder aus und zweitens erhält man eine
ausreichende Anzahl von Spektren für die Modellanpassung.
Für Messungen bis 1100 nm wird ein Stichprobenäquivalent von 13
Parametern, bis 2500 nm ein Äquivalent von 36 Parametern benötigt. Was
bedeutet das? Will man den gesamten Spektralbereich bis 2500 nm für die
Analyse verwenden, sollte der Stichprobenumfang fast 3x größer sein als bei
Messungen bis zum Nahinfrarotbereich. Nach den bisherigen Erfahrungen
reichen für die Versuchsanalyse auf Behandlungsunterschiede hin die
Spektralbereiche bis 1100 nm aus.
Bei schnellen Reihenuntersuchungen empfiehlt es sich eine leicht
teilbare Zahl von Wiederholungen an einer Pflanze zu wählen (Bsp.
2,5,10, etc.), um die Fehlermöglichkeiten bei der Zuordnung der Spektren zu einer bestimmten Pflanze
so gering wie möglich zu halten.
Das hört sich trivial an, ist es aber nicht. Die Fehlermöglichkeiten und
falsche Zuordnung eines Spektrums zu einer bestimmten Versuchspflanze
ist schnell passiert und hat nachhaltige Auswirkungen.
Hitzeschäden durch Kontaktlampen
Noch eine wichtige Anmerkung zu den Kontaktmessungen: Achten Sie auf
geschlossene Lichtsysteme, die an der Kontaktfläche keine Wärme
produzieren und das Pflanzengewebe nicht aufheizen. Kommt die
Blattoberfläche in Kontakt mit der Lichtquelle, dann kommt es zu
Brandverletzungen und Nekrosen. Der Schaden ist massiv, destruktiv
und überlagert die eigentliche Versuchsfrage.
Um falsche Interpretationen der Ergebnisse zu vermeiden, müssen einige
weitere Varianzursachen minimiert werden: a) Messungen an Blättern gleichen
Alters bzw. Struktur (!), da sowohl Blattwachstum als auch Seneszenz die
Signatur beeinflussen. b) verwenden Sie für einen Versuch immer den gleichen
Weißstandard & die gleichen Belichtungszeiten und c) innerhalb eines Versuches sollte auch immer das gleiche
Sensorsystem verwendet werden. Wenn möglich sollte auch immer die gleiche Person
messen.
Vermeiden Sie den Zeiteffekte. D.h. wählen Sie den Versuchsaufbau und -umfang so, dass er in einem Tag
vollständig gemessen werden kann. Verteilen Sie die Versuchsglieder so, dass
der Tagesgang nicht das Messergebnis verzerrt. Sollten der Versuch nicht in
einem Tag messbar sein, so gilt auch hier, dass alle Faktoren und Stufen
entsprechend des Messprogramms verteilt sind. Ansonsten misst man den
Zeiteffekt und nicht den Behandlungseffekt.